Von einem listigen Kaninchen, besonderen Patienten und dem Zauber des Zuhörens

 

Der Geschichtenerzähler Folke Tegetthoff zog Erstklässler eineinhalb Stunden lang in seinen Bann „Wir werden heute gemeinsam arbeiten. Ihr werdet arbeiten!“
Auf der Bühne steht ein weißhaariger, leicht gebückter Mann, der aufmerksam in die teils neugierigen, teils betretenen Gesichter der Schülerinnen und Schüler der 1C und der 1E blickt, die sich am 10. April erwartungsvoll im Theatersaal unserer Schule versammelt haben. „Nur“ Zuhören stand doch auf dem Programm – aber Arbeit? Mit ruhiger, angenehmer Stimme erzählt der österreichische Schriftsteller und Erzähler Folke Tegetthoff, warum Zuhören ein Geschenk ist, das geistige und körperliche Arbeit verlangt, wie viel Kinder bereits im Mutterleib hören und wie wenig wir bewusst wahrnehmen. In seiner „Schule des Zuhörens“ nimmt er uns mit in die Tiefen des Amazonas und teilt das Entzücken eines Jungen mit uns, der zum ersten Mal in seinem Leben ein Stück Eis in den Händen hält.Die wenigen, die jetzt noch auf ihren Plätzen zappeln, statt mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören, nennt Folke Tegethoff seine „Patienten“ – gute Fortschritte mache er mit ihnen, meint er, ohne jemanden bloßzustellen. Dann geht es in die Wüste, wo ein unachtsamer Mensch nur durch die List eines schlauen Hasen dem Würgegriff einer mächtigen Python entkommt.
„Wie kommt es, dass ich Sie heute das erste Mal gesehen habe und trotzdem das Gefühl habe, dass ich Sie seit Langem kenne?“, fragt Kathi nach eineinhalb Stunden Arbeit mit Folke Tegethoff.
Wir bedanken uns bei Prof. Verena Gundacker für die Organisation der „Schule des Zuhörens“.

Mag. Nora Sümegi