TRADITION UND BRAUCHTUM

Geschäftiges Treiben im Werksaal. Traude Steinhauser, die seit 2005 mit den Schulkindern Adventkränze für einen guten Zweck bindet, koordiniert das Projekt. Die Adventkränze werden für die Schulklassen des Gymnasiums einerseits und für KollegInnen andererseits hergestellt – eine Woche vor dem ersten Advent. Die Stimmung ist heiter und jeder arbeitet ambitioniert mit. Es ist schön zu sehen mit welchem Enthusiasmus hier ein altes Brauchtum – das Adventkranzbinden – liebevoll von Traude Steinhauser und Freiwilligen gepflegt wird.  Hier spürt man das Motto der Gründerin Sofie Barat: ein Schule mit Herz!

Traude, du hast vor vielen Jahren das Adventkranzbinden ins Leben gerufen. Kannst du kurz erzählen, was dich dazu bewogen hat? Der Erlös aus dem Verkauf der Adventkränze kommt einem sozialen Projekt zugute. Kannst du  auch darüber näheres berichten?

2005 wurde Pakistan von einem Erdbeben und dann von einem Hochwasser heimgesucht. Meine Kollegin Lieselotte Filzmoser, die durch ihre Schulfreundin DI Waltraud Torossian Pakistan kennengelernt hatte, schaffte es mit ihrer engagierten Art, einige Kolleginnen und Kollegen zu Sammelaktionen zu bewegen. Meine Klasse, die damalige 1B, war mit Feuereifer bei der Sache und erschnorrte €800.-. Im nächsten Jahr, als sie wieder etwas Nettes tun wollten, fiel mir eine Woche vor dem 1. Adventsonntag ein, dass wir die Adventkränze, die jede Klasse haben musste und die größtenteils die KVs besorgten, binden könnten. Wir planten, sie gegen eine Spende von wenigstens €1.- pro Schüler zu verkaufen. Erfreulicherweise waren viele Klassen sehr großzügig, und wir stifteten auch die Eltern meiner Schüler an, ihren Kranz bei uns zu erstehen. Dazu muss man sagen, dass ich keine Ahnung hatte, wie man Adventkränze bindet. Ich wandte mich an die bewährte Horterzieherin Frau Sylvia Joichl, die immer mit den Hortschülern bastelte, und erfuhr von ihr, was man dazu braucht. Ich lernte buchstäblich am Montag, wie man es macht, und bis Donnerstag hatten wir 50 Kränze gebastelt, die sicher nicht strengen Kriterien standhielten. Zu dieser Zeit führte Prof. Filzmoser das Projekt „Auf der Flucht“ durch, das als Ergebnis brachte, dass viele Familien unserer Schüler ihre ursprüngliche Heimat verlassen mussten. Nach dem Besuch einer Ausstellung im MQ in Wien, die ein Flüchtlingslager simulierte, waren „meine“ Buben und Mädchen sehr motiviert, weiter zu machen. Sie waren bis in die letzte Klasse bereit,die Nachmittage in der Woche vor dem 1. Adventsonntag bastelnder Weise mit mir zu verbringen, und als ich meine nächste Klasse, die heurige 8A, dazu anstiftete, diese Tradition fortzusetzen, kamen meine ehemaligen Schüler, um zu helfen. Die Summe, die wir alljährlich erbastelten, haben wir Ärzte ohne Grenzen, einer Schule in Nairobi, einer in Nepal sowie einer Missionsschwester in Afrika gespendet und erfuhren dann von Frau Prof. Filzmoser, dass ihre Freundin DI Torossian eine Hilfsaktion für Kinder in libanesischen Flüchtlingslagern begründet hatte, und ab dann spendeten wir ihr das Ergebnis unserer Bastelei. Als „meine“ Klasse in der Oberstufe war, fanden sich nicht mehr allzu viele Helfer, und da sprang mir die damalige 1D ritterlich bei. Jetzt ist sie die 4D, und sie sind noch immer meine treuen Helfer, die wirklich beinahe professionelle Kränze machen. Auch einige Mamas konnten von ihren Sprösslingen gewonnen werden. Und es freut mich sehr, dass aus der vorigjährigen 1A Verstärkung kam, die auch heuer sehr aktiv mithilft, und Schüler aus der 2D haben das auch vor.

Die Schüler und Schülerinnen arbeiten freiwillig mit.  Man spürt richtig ihre Freude und auch das gute Miteinander. Warum arbeiten alle so ambitioniert mit, was denkst du?

Ich glaube, dass Kinder sehr viel mitfühlender als Erwachsene sein können, und es ist nicht allzu schwierig, an ihre Hilfsbereitschaft zu appellieren. Aber meine getreuen Helfer haben auch herausgefunden, dass es großen Spaß macht. Mittlerweile bringen sie Kuchen und Musik mit, und erfahrene Bastler zeigen Anfängern, wie es geht. Für meine Helfer und mich ist es eine schöne Einstimmung für den Advent, die ich nicht mehr missen möchte.

Es gibt vorab vieles zu organisieren, bis hin zur Ausgabe der Adventkränze.  Kannst du über das Rundherum – das was nicht gesehen wird – ein paar Worte sagen?

Organisieren liegt mir nicht sehr, aber ich weiß jetzt, was alles gebraucht wird und bestelle normalerweise Anfang November bei einem bewährten Gärtner aus Purkersdorf Reisig, Strohkränze, Haften zum Stecken etc. Dann schnorre ich meine ehemalige Kollegin Monika Nimmerrichter um Schmuck für unsere Kränze an. Sie ist eine begnadete Gärtnerin und liefert Strohblumen, Miniäpfel etc. Bevor wir beginnen, schneide ich 7 Bund Reisig in passende Zweige, und dann kann es losgehen. Irgendwie schaffe ich es trotz der Vorbereitung immer, ein wenig Chaos heraufzubeschwören, aber das sind die Schüler gewöhnt.

Was bedeutet für dich persönlich Weihnachten?

Für mich ist es nicht Tradition oder Folklore, sondern die Geburt Christi. Ich bekomme aber natürlich gerne Geschenke und schenke auch gerne. Und mir wird dann immer bewusst, was für eine liebe Familie und wieviele gute Freunde ich habe und wie gut es mir geht.

Du bist nun in Pension, wirst du das Projekt trotzdem weiterleiten?

Ich hatte heuer viel Hilfe von meinen ehemaligen Kolleginnen, mit dem Hintergedanken, dass jüngere Hände die Aktion weiterführen könnten, aber ich möchte auch im nächsten Jahr weitermachen und hab vor, es zu tun, solange ich so tolle Helfer unter den Schülern habe. Ich möchte ihnen allen danken – ihr lasst mich wirklich Weihnachten erfahren!

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview mit Prof. Steinhauser führte Sarah Mang